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Das M.Zuiko DIGITAL ED 50-200mm F2.8 IS PRO im Praxistest.

  • Autorenbild: Andy
    Andy
  • vor 13 Stunden
  • 7 Min. Lesezeit

Das neue OM-SYSTEM M.Zuiko DIGITAL ED 50-200mm F2.8 IS PRO in der Praxis getestet. Naturfotografenglück!


Mit 200mm und F2.8 - "Chremiges Bokeh" bei 78cm Naheinstellgrenze - Perfekte Kombination!
Mit 200mm und F2.8 - "Chremiges Bokeh" bei 78cm Naheinstellgrenze - Perfekte Kombination!

OM-SYSTEM hat nun fast 10 Jahre nach dem Olympus M.Zuiko 40-150mm F2.8 PRO das Nachfolgemodell herausgebracht. Das 40-150 war neben dem 300mm F4.0 IS PRO für mich mit der Hauptgrund dafür, warum ich 2016 von Canon auf Olympus umgestiegen bin. Nun ist es also soweit. Mit dem gleichen Look&Feel der "weißen Supertüte", dem 150-400mm F4.5 TC 1.25 IS PRO kommt es daher.

Ich freute mich, als OM-SYSTEM bei mir im Juni anfragte, ob ich es als ambitionierter Naturfotograf gerne vorab testen will, denn auf so ein Objektiv hab ich schon lange gewartet.

Und warum? All die Objektive, die in den letzten Jahren rauskamen waren keine Option für mich, da ich mit dem 150-400 F4.5 TC 1.25 IS PRO seit vielen Jahren für die Tier- und Vogelfotografie überaus glücklich bin. Das läßt sich kaum toppen. Und für die "Zwischendistanz" hab ich teils dieses und teils das 12-100mm F4.0 IS PRO verwendet.


OM1-MkII + M.Zuiko DIGITAL ED 50-200mm F2.8 IS PRO; bei 83mm; F5.6; ISO500; 1/25s
OM1-MkII + M.Zuiko DIGITAL ED 50-200mm F2.8 IS PRO; bei 83mm; F5.6; ISO500; 1/25s

Das alte 40-150mm F2.8 liebte ich zwar wegen seiner Lichtstärke, seinem Bokeh und der konkurrenzlosen Naheinstellgrenze, hatte es aber nicht mehr in Verwendung, da es schwer und ohne IS zu wenig "Mehrwert" bot im Fotorucksack. Zudem war die Sonnenblende eine Fehlkonstruktion und ging mir mehrfach kaputt. Ich lebte mit dem Kompromiss in der Zwischendistanz nicht so "chremige" Bilder machen zu können. Wenn ich ähnliches erreichen wollte, nahm ich halt das große Tele an der Naheinstellgrenze von 1,3m.

OM1-MkII + M.Zuiko DIGITAL ED 50-200mm F2.8 IS PRO; bei 200mm; F3.5; ISO400; 1/250s
OM1-MkII + M.Zuiko DIGITAL ED 50-200mm F2.8 IS PRO; bei 200mm; F3.5; ISO400; 1/250s

Mein Fazit vorab:


Nun ist es vorbei mit dem Kompromiss und ich baue glücklich mein Standard-Set im Rucksack wieder um. Dieses Objektiv fehlte in der IS PRO Familie und ergänzt auf höchstem Niveau das 150-400mm F4.5 für ambitionierte Natur- und Tierfotografie am mittleren und unteren Tele-Ende mit Lichtstärke und einem Bokeh, das mein Herz höher schlagen läßt. Da die Offenblende F2.8 durchgeht bis 200mm, haben wir hier eine wunderbare Überlappung zum großen Objektiv. Im Bereich 150-200mm mit 1,3 Blendenstufen ca. 130% mehr Licht- und Freistellungsleistung. Es ist super kompakt, leicht und von der Bildqualität und Bedienung her dem großen Bruder ebenbürtig. Ein absolutes "Haben muss!"


Natürlich nur für den, der eine ähnliche Vorliebe und Herangehensweise in der Naturfotografie hat wie ich.


Schauen wir uns die Details an und meine fotografischen Anwendungsfälle, die ich während der Teststellung ausprobiert habe:

  • Landschaft

  • Details und Tiere in der Zwischendistanz

  • Tiere in freier Wildbahn

  • Tiere und Landschaft aus dem Kajak

  • Vögel im Vergleich zum 150-400


Babymaus: Bei 200mm, F2.8, ISO400, 1/2500s am Weg aus der Hüfte geschossen...
Babymaus: Bei 200mm, F2.8, ISO400, 1/2500s am Weg aus der Hüfte geschossen...

Mechanik + Gewicht

Als das Objektiv kam, war meine erste Amtshandlung die Stativschelle abzumachen. Die brauche ich nicht, denn das Objektiv spielt für mich seine Stärke vor allem mit seiner kompakten Bauweise, geringem Gewicht und einer wirklich sensationellen Bildstabilisierung aus. Die Mobilität steht bei mir im Vordergrund. Ohne Schelle wiegt es 1.150 Gramm (mit Sonnenblende und magnetischem Polfilterring). Somit wiegt das System mit der OM-1 MkII gesamt ca. 1.7 KG und ist so auch lange Zeit in der Hand kein Problem.

Kompaktes Objektiv mit IP53 Wetterschutz
Kompaktes Objektiv mit IP53 Wetterschutz

Es macht einen sehr gut verarbeiteten Eindruck und verspricht mit seinem PRO Sealing, dass es in jeder Wetterlage brav seinen Dienst verrichtet. In der Testzeit konnte ich es nicht unter Extrembedingungen testen. Da ich aber mit dem 150-400er schon seit Jahren auch unter extremsten Bedingungen nie ein Problem hatte, gehe ich davon aus, dass das 50-200 F2.8 genauso abschneidet, denn es ist in der gleichen Bauart konzipiert.


Die Sonnenblende hat ein seitliches Schiebefenster, um mit den Finger an den Polfilter zu kommen, wenn man ihn drehen will. Das ist gut. Ich verwende einen magnetischen 77mm Filterhalter mit zirkularem Polfilter und Magnetdeckel. Die Sonnenblende passt trotzdem drüber. Die vier L-Fn Tasten liegen jeweils 90° um den Ring und lassen sich beliebig programmieren.


Anwendungs-Schwerpunkte

Das ED 50-200mm F2.8 IS PRO bietet im Bereich der Tier- , Landschafts- und Kleintier-/Insektenfotografie einen idealen Begleiter neben dem großen Tele, das vor Allem in der Vogelfotografie seine Stärken ausspielt.


Bisher hatte ich das 12-100 F4.0 IS PRO am zweiten Body, wenn ich durch die Natur streifte. Das ist bisher mein Arbeitspferd in der Landschaftsfotografie, allerdings stelle ich beim Durchschauen meiner Datenbank fest, dass die meisten Landschaftsbilder im Brennweitenbereich zwischen 12 und 30mm entstehen (ca. 60%) und ca. 30% über 50mm. Somit werde ich das 12-100mm F4.0 IS PRO vermutlich ganz aus dem Rucksack nehmen und stattdessen das 8-25mm F4.0 PRO einpacken. Am zweiten Body ist dann standardmässig das 50-200 F2.8 IS PRO. Das scheint mir besser geeignet, denn ich liebe die "Zwischendistanz", die ich für mich als den Bereich definiere, der den Abbildungsmassstab von 0,1 bis 0,5 erfordert. Also für Details, Pflanzen und Insekten gut ist. Hier hat das 50-200mm F2.8 durch seine große Blendenöffnung und der Naheinstellgrenze von unter 80cm sehr viel mehr Gestaltungsspielraum als das 12-100mm F4.0 IS PRO.


Das ist mir das Mehrgewicht von ca. 500 Gramm wert.

Eine Blendenstufe mehr Freistellungsleistung ist deutlich sichtbar
Eine Blendenstufe mehr Freistellungsleistung ist deutlich sichtbar

Neue Standardausrüstung für Naturfoto-Touren
Neue Standardausrüstung für Naturfoto-Touren

Bei einer Testtour im Spreewald habe ich zu Land (auf ausgedehnten Wanderungen) und zu Wasser (Im Kajak) ausprobiert, was das Objektiv leistet. Es hat richtig Spass gemacht. Grade im Kajak war der Brennweitenbereich schick und gut geeignet für alle Situationen von Landschaftsmomenten bis zu den spontanen Tierbegegnungen, wie Enten, Biber, Wildschwein oder Prachtlibellen.

Im Kajak mit dem 50-200mm F2.8 IS PRO unterwegs
Im Kajak mit dem OM 50-200 F2.8 IS PRO unterwegs

Eine kleine Auswahl meiner Streifzüge im Spreewald zu Wasser und zu Land. Alle Bilder sind mit dem 50-200mm F2.8 IS PRO und der OM-1 MkII aus der Hand fotografiert.


Bildqualität und Bokeh

Die Bildqualität würde ich auf dem gleichen exzellenten Niveau des 150-400 F4.5 IS PRO einstufen. Hier sprechen die Bilder am besten für sich.

Ich kann weder chromatische Aberration, Farb-Längsfehler noch andere optische Effekte feststellen, die stören. Kontrast und Schärfe ist im gesamten Brennweitenbereich bei Offenblende völlig makellos.

Wichtiger ist mir das Bokeh und der Eindruck ganz subjektiv bei Bildern an der Naheinstellgrenze und Aufnahmen von Tieren oder Pflanzen, bei dem die Freistellung vom Hintergrund wichtig ist. Das erste Bild am Anfang des Berichts von der Steinhummel an der Rispen-Flockenblume ist für mich ein schöner Beweis des wunderbaren Bokeh. Für mich ein Bild, das den Flug in ein "Träumerisches Hummelparadies im Spätsommer" erzählt.


Beim folgenden Bild sieht man die chremige Freistellungsleistung, denn der Zitronenfalter sitzt zwischen zwei Blütenrispen des Lavendels im abendlichen Gegenlicht. Ebenso bei der Gegenlichtaufnahme der Birkenblätter zeigt das weiche, chremige Bokeh mit kreisrunden Reflexen dank ausreichend vieler Blenden-Lamellen im Objektiv.

Ein Zitronenfalter im Gegenlicht freigestellt. Bei 200mm, F2.8, ISO 200, 1/1250s
Ein Zitronenfalter im Gegenlicht freigestellt. Bei 200mm, F2.8, ISO 200, 1/1250s
Feines Bokeh mit den Spitzlichtern der Sonne. Bei 150mm, F3.5, ISO500, 1/125s
Feines Bokeh mit den Spitzlichtern der Sonne. Bei 150mm, F3.5, ISO500, 1/125s

Geschwindigkeit

Das Objektiv ist sehr schnell! Ich hatte beim fotografieren den Eindruck, dass der AF schneller als beim 150-400 F4.5 IS PRO ist. Beweisen kann ich das nicht. Also bitte selber probieren. Der AF führt sehr schnell nach und sitzt sauber auf dem Objekt. Da das 50-200mm F2.8 für mich nicht in erster Linie für die Vogelfotografie eingesetzt wird, habe ich den AF bei den Gebänderten Prachtlibellen ausprobiert und war sehr zufrieden mit der Ausbeute. Einzelne Bilder dazu sind in der Galerie weiter oben zu sehen. Aus dem Kajak in ständiger Bewegung diese Tiere im AF zu erfassen und scharf abzubilden ist nicht einfach. Sowas gelingt aber mit dem deutlich leichteren 50-200 gegenüber dem 150-400 erheblich besser.


Gute Freistellung bei 200mm Brennweite und F2.8 Offenblende
Gute Freistellung bei 200mm Brennweite und F2.8 Offenblende

Mit Konverter + Zwischenringen

Es ist in jedem Fall ein Trugschluss zu glauben, dass man mit dem 50-200mm F2.8 zusammen mit dem MC20 einen adäquaten, leichteren und preisgünstigeren Ersatz für das 150-400 F4.5 hat. Dem ist definitiv nicht so und ich empfehle auch nicht das in Erwägung zu ziehen. Es ist bestenfalls ein Kompromiss, wenn man das große Objektiv nicht mitnehmen will oder selten am langen Ende der Brennweite fotografiert. Das 50-200mm ist ideal für den Brennweitenbereich, für den es gemacht wurde.


Hier ein paar Beispiele mit direkten, unbearbeiteten RAW-Vergleichsbildern beider Objektive. Man sieht sehr deutlich den Qualitätsunterschied bei Schärfe und Kontrast, wenn das Licht nicht optimal, sondern typisch ist, wie hier morgens am Strand bei wolkigem Wetter. Beim MC14 ist der Unterschied nicht so stark, aber dennoch sichtbar bei 200% CROP.


Bei 400mm - Links: 150-400mm F4.5 - Rechts 50-200 F2.8 + MC20 - Unbearbeitet 100% CROP
Bei 400mm - Links: 150-400mm F4.5 - Rechts 50-200 F2.8 + MC20 - Unbearbeitet 100% CROP
Bei 280mm - Links: 150-400mm F4.5 - Rechts 50-200 F2.8 + MC14 - Unbearbeitet 200% CROP
Bei 280mm - Links: 150-400mm F4.5 - Rechts 50-200 F2.8 + MC14 - Unbearbeitet 200% CROP

Mit Nachbearbeitung sind die Bildergebnisse mit MC14 allerdings schon vertretbar.

OM-1 MkII, OM 50-200mm F2.8 IS PRO + MC14 bei 280mm; F4.0; ISO200; 1/200s; Topaz Postprocessing
OM-1 MkII, OM 50-200mm F2.8 IS PRO + MC14 bei 280mm; F4.0; ISO200; 1/200s; Topaz Postprocessing

Zwischenringe sind interessant, denn der ohnehin sehr attraktive Zwischendistanz-Bereich mit dem 50-200mm F2.8 ist dadurch etwas erweitert für die Insektenfotografie mit einem erhöhtem Abbildungsmassstab bis zu 1:2. Damit können Insekten mit 3cm Körperlänge komplett bildfüllend bei ca 25 cm Abstand von der Frontlinse abgelichtet werden. Das reicht in den meisten Fällen, die Fluchtdistanz zu wahren. Bildstabilisierung und AF funktioniert erstaunlich stabil mit Zwischenringen und Konverter. Auch wenn die Liste alle Kombinationen mit 2 Zwischenringen (10mm und 16mm) und dem MC14 zeigt, würde ich in der Praxis den 16mm Zwischenring alleine nutzen. Mit 0,37 bei 20cm Abstand zum Objekt ist das für mich ausreichend.


Abbildung an der Naheinstellgrenze mit Zwischenringen und MC14 Kombination
Abbildung an der Naheinstellgrenze mit Zwischenringen und MC14 Kombination
An der Naheinstellgrenze. Rechts mit 16mm Zwischenring. Unbearbeitet 100% CROP
An der Naheinstellgrenze. Rechts mit 16mm Zwischenring. Unbearbeitet 100% CROP

Wettbewerb

OM-SYSTEM kann keine Wunder vollbringen, auch wenn das Marketing gerne so kommuniziert und sich mit Superlativen überschlägt. Bei der internen Vorstellung wird davon gesprochen, dass es das einzige 100-400mm mit F2.8 (35mm Equivalent) am Markt ist. Klingt schön. Auch wenn mich die OM-SYSTEM Crew dafür schimpfen wird. Das ist eine irreführende Angabe. Denn wenn man die Brennweite im 35mm Equivalent angibt, sollte man halt auch die 2 Blendenstufen Unterschied in der Lichtstärke und Freistellungsleistung gegenüber Vollformat angeben. Somit ist das Objektiv vergleichbar zu den Objektiven der Wettbewerber mit F5.6 bei vergleichbarer equivalenter Brennweite.

So würde ich als Wettbewerber z.B. das CANON RF 100-500mm F4.5-7.1L IS USM oder das SONY FE 100-400mm F4.5-5.6 GM OSS sehen.

Gegenüber beiden kann sich das OM 50-200 F2.8 IS PRO trotzdem sehen lassen, denn es ist bis zu 30% leichter, hat eine deutlich geringere Naheinstellgrenze (ca. 20%) und ist mit dem SYNC IS etwas besser in der Stabilisierung (1-3 EV). Der Preis ist vergleichbar. Also sind wir auf Augenhöhe zu den Wettbewerbern mit gewissen Vorteilen in dieser Objektivklasse.


Gegen die Premium-Festbrennweiten jenseits von 12.000 EUR, wie das 400mm F2.8, 600mm F4.0 oder 800mm F5.6 für Vollformat kann und muss das Objektiv nicht antreten. Dazu bräuchte es an MFT ein 200mm F1.4 im direkten Vergleich... Lassen wir also die Kirche im Dorf und vergleichen keine Äpfel mit Birnen.


Fazit

Wie Eingangs bereits beschrieben: Ein leichtes, schnelles, dichtes, exzellent stabilisierendes Zoomobjektiv für den klassischen Naturfoto-Brennweitenbereich von 100-400mm (35mm Equiv.) bei guter Freistellungsleistung.

Damit aus meiner Sicht ein "Must have!" für jeden ambitionierten Naturfotografen.


Andreas Geh

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