Nach einigen Monaten mit der Olympusausrüstung habe ich zwischenzeitlich ausreichend Erfahrung gesammelt um ein paar Aspekte der Landschaftsfotografie näher zu beleuchten. Für mich bedeutet Landschaften zu fotografieren in erster Linie die Weite und Stimmung von schönen Aussichten einzufangen. Im Laufe der Jahre hab ich festgestellt, dass der Brennweitenbereich von 17mm - 30mm am häufigsten zum Einsatz kommt, es sei denn, dass ich Panoramas erstelle, dann ist die Brennweite auch schon mal bis zu 70mm dabei.
DAS ARBEITSPFERD
Somit ist das M.ZUIKO 7-14/1:2.8 PRO das richtige Objektiv und mein Arbeitspferd geworden. Über den Unterschied zum 17-40L von Canon, das vorher mein Hauptobjektiv in der Landschaft war spreche ich jetzt hier nicht mehr im Detail. Das hab ich im Artikel "Erste Vergleichsbilder..." schon gemacht. Das 12-40/1:2.8 PRO ist dann ab 12mm (24mm KB) passend.
(Olympus M1 + 7-14mm/1:2.8 PRO - 7mm, 1/25s, f8, ISO 200, +3/10 Corr., Stativ, Grauverlauf ND0.9 H)
OHNE FILTER GEHT ES NICHT
Nun, wer Landschaften fotografiert, braucht Filter. Hier sind vor Allem die Grauverlauf-Filter ein Muss. Ich arbeite seit Jahren mit dem Lee 100mm System. Das soll natürlich am 7-14 auch nutzbar sein. Durch die gekrümmte Frontlinse und dem Fehlen eines Schraubgewindes braucht es hier eine Sonderlösung, die aber heute leicht zu bekommen ist. Die grösseren Hersteller von Filtersystemen haben zwischenzeitlich erkannt, dass Olympus in der Naturfoto-Branche stark im Kommen ist und reagieren. Von Rollei gibt es schon eine Lösung. Lee sagte mir, dass zum Jahreswechsel was kommen soll und andere werden auch nachziehen.
In der Zwischenzeit kann man sich mit 3d-Print-Lösungen behelfen. Ich habe mir einen Adapter von Shapeways (hier der Link) besorgt. Wenn man in die Nut z.B. ein Moosgummiband einklebt (Tesamoll), sitzt das Ganze prima auf dem Objektiv und ist Lichtdicht, so dass man auch den Bigstopper verwenden kann. Durch die mitgelieferten Klemmblöcke kann man 2 Filterscheiben aufstecken, ohne bei 7mm in den Ecken abzuschatten. Das passt also. Was nicht funktioniert ist ein Polfilter, denn der reicht mit 105mm nicht aus, wenn man ihn wie bei Lee üblich vor die Filterscheiben adaptiert. Das stört mich aber nicht weiter, denn bei dem Brennweitenbereich von 7-12mm (14-24mm KB) ist der Polfilter eh mit grosser Vorsicht zu geniessen wegen dem sinusförmigen Polarisationseffekt über grosse Bildwinkel hinweg. Und ab 12mm (24mm KB) verwende ich dann das 12-40/1:2.8 PRO, bei dem ein normaler Schraubfilter mit 62mm passt. Ich hab entsprechende Reduzierringe um daran auch das Lee-System zu adaptieren. Polfilter und Graufilter hab ich von B&W mit 72mm Gewinde, damit sie auch auf das 40-150mm/1:2.8 PRO passen und nutze entsprechende Reduzierringe.
(Olympus M1 + 12-40mm/1:2.8 PRO - 12mm, 5s, f11, ISO 200, Stativ, Polfilter + ND-Grau)
Also, mit beiden Objektiven, dem Lee-System mit verschiedenen Scheiben, einem Polfilter, sowie ND-Graufiltern bin ich für die Landschaftsfotografie bestens gerüstet.
UMDENKEN MIT MFT
Beim Arbeiten mit dem 7-14 musste ich auch erst umdenken gegenüber Vollformat. Da der Sensor nur 1/4 der Fläche hat muss man bei Blende und Tiefenschärfe umdenken. Im Grunde gilt, dass man gegenüber Vollformat zwei Blendendstufen Unterschied hat um die gleiche Bildwirkung im Bezug auf Tiefenschärfe zu erreichen. Zudem musste ich lernen, dass bei typ. Blendeneinstellungen, wie man sie aus der Vollformat-Zeit gewohnt war mit f8-f16 bei diesem Objektiv bereits über das Ziel schiesst.
(Olympus M1 + 7-14mm/1:2.8 PRO - 7mm, 1s, f22, ISO 200, +3/10 Corr., Stativ, Grauverlauf ND0.9 H --> man sieht die Tropfen auf dem Filter im Bild...)
So lernte ich z.B. schnell, dass beim Fotografieren am Meer mit den Filterscheiben vor der Linse ab Blende 11 die Tiefenschärfe bei Fokussierung auf den Vordergrund so nah am Filter ist, dass man jedes Wassertröpfchen im Bild sieht. Da gingen dann doch einige Bilder in die Hose, weil mir das im Eifer des "Licht-"-Gefächtes nicht klar war und ich gewohnheitsmässig viel zu kleine Blenderöffnungen verwendete. Das kannte ich so nicht. Es stellte sich raus, dass bereits ab Blende 4 bei 58cm die Hyperfocaldistanz liegt. Somit reicht es völlig aus mit f4 oder f5,6, maximal f8 weitläufige Landschaften mit Details im Vordergrund zu belichten. Mehr sollte man garnicht einstellen. Dadurch läuft man nicht in die Gefahr der Beugungsunschärfe und fotografiert im Bereich der maximalen Abbildungsleistung. Verschmutzungen auf den Filterscheiben sind dann auch nicht mehr so dramatisch, denn sie lassen sich z.B. in der Gischt am Meer nicht vermeiden.
HOHE AUFLÖSUNG, WENIG VERZEICHNUNG
Durch die geringe Verzeichnung des 7-14 ist es mir eine grosse Freude, dass ich in Lightroom keine Korrekturen mehr brauche. Ebenso merke ich, dass ohne Tiefpassfilter mehr Details möglich sind. Und durch den sehr guten Stabilisator kann man getrost Bilder mit 1/15s aus der Hand machen ohne Sorge haben zu müssen, dass die Schärfe leidet. Ich verwende zwar trotzdem meistens ein Stativ wegen der Komposition, geniesse aber den zusätzlichen Freiheitsgrad an dieser Stelle.
(Olympus M1 + 7-14mm/1:2.8 PRO - 7mm, 1/50s, f8, ISO 200, -3/10 Corr., freihand über Kopf, Grauverlauf ND0.9 S)
SEITENVERHÄLTNIS UND PANORAMA
In der Panoramafotografie ist das sonst nicht so günstige 4:3 Sensorformat ein Vorteil, denn man kann Panos im Querformat machen und hat weniger Aufwand mit Panoramaplatten etc.
(Olympus M1 + 40-150mm/1:2.8 PRO - 40mm, 1/200s, f8, ISO 200, -7/10 Corr., freihand, Polfilter, Panorama aus 6 Bildern)
In diesem Zusammenhang habe ich im Übrigen wirklich lieben gelernt, dass ich das Bildformat im Sucher (Display) einstellen kann. Ich verwende häufig 16:9 in der Landschaftsfotografie, aber auch sonst ab und zu, da moderne Multivision-Shows, die vor allem auch Filme mit einbeziehen dieses Format bevorzugen. Wir arbeiten grade an einem grossen Projekt und wie oft habe ich mit der DSLR Fotos gemacht im 3:2 Format und dann später am PC festgestellt, dass ich für 16:9 doch etwas zu knapp komponiert habe und es nicht mehr geht, auf 16:9 zu beschneiden.
Durch das direkte Anzeigen des gewählten Formates im Sucher kann ich gezielt die Komposition anpassen, habe aber trotzdem das komplette 4:3 RAW Bild und hab am PC jetzt umgekehrt die Möglichkeit nach oben und unten noch etwas Reserve zur nachträglichen Korrektur des Ausschnitts nutzen zu können. Das ist wirklich klasse, selbst bei dem Standardformat von 3:2 bleibt mir noch etwas Reserve für nachträgliche Korrekturen.
FAZIT
In der Landschaftsfotografie stört mich der kleinere Sensor garnicht und somit sind die Eigenschaften dieses Systems für mich klar im Vorteil. Die beiden Objektive sind leicht und sehr leistungsfähig, auch ein grosser Gewinn. Mit der M5 MkII und der neuen M1 MkII kann man mit dem HD-RAW auch direkt 64MP Bilder machen für höchste Ansprüche bei stillen Motiven. In dieser Disziplin sehe ich heute einfach keinen Vorteil mehr mit Vollformat viel Gewicht zu schleppen.
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